Gemeinsam für das Ruhrgebiet

Die ruhrvalley Partnermanager im Interview

Lesedauer: 5 Minuten

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Gemeinsam für das Ruhrgebiet

Thea

„Wie finden die Partner in einem Netzwerk nicht nur schnell zueinander, sondern auch die passenden Themen?“

Dieser Frage widmen sich seit April 2021 Robin Wegge und Sebastian Dehling. Als Innovations- und Partnermanager sind sie nicht nur im Austausch mit den Akteurinnen und Akteuren aus Hochschulen und Unternehmen im Innovationsnetzwerk ruhrvalley, sondern zugleich immer auf der Suche nach neuen Ideen und Projekten. Im Interview erzählen sie davon, was ihre Arbeit ausmacht und was sie ins ruhrvalley geführt hat.

Was reizt euch besonders an ruhrvalley?

Robin: Ich komme aus dem Ruhrgebiet und finde es spannend, einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Region zu leisten. Für mich ist es vor allem die anwendungsorientierte Forschung an Fachhochschulen mit dem starken Bezug zu Partnern aus der Industrie, die ruhrvalley so interessant macht. Hier forschen wir an Themen mit einem konkreten Realitätsbezug und erproben unsere Lösungen direkt vor Ort.

Sebastian: Unsere Region ist einzigartig und das Potenzial riesig, die größte Transformation unserer Zeit hier vor Ort mitzugestalten. Die Allianz und das Commitment der Partnerinnen und Partner zu ruhrvalley als Kooperationsvehikel für zielgerichtete industrienahe Forschung und beschleunigten Transfer in die Anwendung, ist ein gewichtiger Hebel für die Region und dabei bringe ich gerne meine Erfahrungen mit ein. Wenn wir unsere Kompetenzen aus den drei Hochschulen für angewandte Wissenschaften sowie dutzenden technologiestarken Unternehmen dauerhaft und effektiv bündeln, haben wir deutlich mehr Schlagkraft und vor allem Innovationskraft für die Region.

Was macht ihr als Innovations- und Partnermanager?

Sebastian: Wir initiieren fachlichen Austausch, Forschungskooperationen und Entwicklungsprojekte. Dabei organisieren und koordinieren wir Tätigkeiten der Akteurinnen und Akteure aus Forschung und Wirtschaft. Wichtig ist uns zum einen, neue Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf den Weg zu bringen, um bereits erzielte Ergebnisse zielgerichtet zu verwerten. Zum anderen engagieren wir uns für den  weiteren Aufbau des Netzwerks. Wir gehen sehr offen in jeden Austausch mit Unternehmen oder Forschenden und wollen zunächst verstehen, welche individuellen Bedürfnisse und Ziele sie haben und was ihre Kernkompetenzen sind. Gleichzeitig haben wir einen Überblick über die aktuelle Förderlandschaft sowie die Interessen und Kompetenzen anderer Akteure im Netzwerk. So können wir bei einem passenden Impuls den Faden aufnehmen und aufzeigen, wohin die Reise gehen könnte.

Robin: Der zweite Aspekt, der uns wichtig ist, ist die Verstetigung unseres Netzwerks. Dazu versuchen wir vor allem unsere Kompetenzen zu bündeln. Forschenden versuchen wir den Austausch mit Firmen zu erleichtern, damit ihre Entwicklungen in die Praxis kommen. Firmen wiederum unterstützen wir dabei, an Forschungsprojekten teilzunehmen. Für sie ist eine Entwicklung in einem geförderten F&E-Projekt in der Regel risikoärmer und stärkt gleichzeitig die Innovationskraft aller Beteiligten.

Was macht einen Innovations- und Partnermanager aus?

Sebastian: Als Innovations- und Partnermanager haben wir viele Hüte auf. Wir sind Netzwerker und Moderatoren, Impulsgeber und Synergiestifter und daher generell Dienstleister für unsere Partner. Dabei gilt für unsere Arbeit vor allem: Man muss gut mit Menschen können.

Robin: Neben einem generellen Verständnis für Technologietrends und Wirtschaft ist es sehr hilfreich, dass von unserer Seite aus auch ein technisches Verständnis da ist und wir mit unseren Partnerinnen und Partnern auch mal Probleme diskutieren können. Das hilft uns oft, schnell ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Wir sehen uns dabei aber nicht in der Rolle der Forschenden. Eigentlich versuchen wir, Dinge zu ermöglichen, wobei das nur kooperativ funktionieren kann. Die Problemstellung und auch die Lösungsvorschläge bleiben immer auf der Seite der Forschenden. Wir begleiten die Projektentwicklung, unterstützen bei administrativen Aufgaben und sind Ansprechpartner, um Ideen zu durchdenken oder Feedback zu geben.

Welche Ziele habt ihr für die kommenden Jahre im ruhrvalley?

Sebastian: Wir wollen das Netzwerk behutsam ausbauen und die tragenden Strukturen festigen, damit unsere Partnerinnen und Partner langfristig, über unsere aktuelle Förderung hinaus, von uns profitieren und ihre Innovationskraft stärken. Dazu möchten wir die gezielten Aktivitäten im Netzwerk steigern, etwa durch unsere Fokusgruppen aus Wissenschaft und Wirtschaft, die wir passend zu  den relevantesten Technologie- und Anwendungsfeldern in den kommenden Jahren  etablieren, um Forschungs- und Entwicklungsvorhaben noch strukturierter und kontinuierlicher auf den Weg zu bringen. Mit Blick auf die Region möchten wir aus diesen Gruppen heraus möglichst viele Technologien in die Erstanwendung bringen beispielsweise durch Reallabore die uns nicht zuletzt das Selbstverständnis einer Pionierregion wieder nahebringen.

Robin: Unser übergeordnetes Ziel ist es, einen langfristigen Mehrwert zu schaffen und die Idee, die hinter ruhrvalley steht, weiter nach vorne zu bringen. Durch die vielen zahlreichen Projekte sind mittlerweile viele Fäden entstanden, die wir wieder zusammenführen wollen, sodass eine Struktur entsteht, die der Region, den beteiligten Hochschulen und besonders den beteiligten Firmen etwas bietet und letztlich zu einer größeren Sichtbarkeit führt. Bei Smart City muss es nicht Berlin sein, Elektromobilität findet nicht nur in Baden-Württemberg statt. Hier im Ruhrgebiet passiert auch eine Menge und das können wir am besten zeigen, wenn wir zusammen nach außen auftreten.

Sebastian, du bist nicht nur für das ruhrvalley Management Office tätig, sondern auch für den ruhrvalley Cluster e.V. Was ist dort deine Aufgabe und wie verbinden sich die beiden Felder?

Sebastian: Der ruhrvalley Cluster e.V. ist ein mögliches Vehikel, um die Dienstleistung, die wir  aus dem ruhrvalley Management Office heraus für unsere Partner leisten, zu verstetigen. Deshalb sind meine Aufgaben in beiden Feldern mit Blick auf die Zukunft vielfach deckungsgleich. Zusätzlich gehört die Zusammenarbeit mit der Initiative des ruhrvalley Start-up-Campus zu meinen Aufgaben. Zusammen unterstützen wir Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie aktive Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der drei ruhrvalley-Hochschulen bei ihren Gründungsvorhaben. Ein Beispiel: Gemeinsam bieten wir unternehmerisch interessierten Studierenden an, die obligatorischen Praxissemester für eigene Gründungsvorhaben zu nutzen und begleiten als Verein diese Vorhaben als externe Betreuer. Dabei bringen wir Mentorinnen und Mentoren sowie Business Angels aus dem ruhrvalley-Netzwerk mit unseren studentischen Gründerinnen und Gründern zusammen. Außerdem nutze ich die Doppelrolle dazu, Studierende gezielt auf Themen unserer Fokusgruppen zu lenken, die sie dann  im Rahmen von Abschlussarbeiten oder anderen Studienleistungen bearbeiten können. Die Aufgabenfelder im Verein und im Management Office ergänzen sich also gut und tragen so zum Gesamtziel vom Innovationsnetzwerk ruhrvalley bei.

Sebastian Dehling

Seit über 10 Jahren befasst er sich mit Innovationsprozessen und technologieorientierten Gründungen. Als gelernter Industriemechaniker und Maschinenbautechniker arbeitet Sebastian zunächst im Maschinenbau. Anschließend studiert er Wirtschaftsingenieurwesen und arbeitete international als Innovationsberater sowie als Geschäftsfeldentwickler in diversen Start-ups. 2021 wechselt  er nach 5 Jahren am Forschungsinstitut für Dienstleistungsinnovationen an der Universität Karlstad in Schweden zurück ins ruhrvalley, seine Heimat. Aktuell promoviert Sebastian über die Zusammenarbeit von Unternehmen und Start-ups in Innovationsnetzwerken.

Dr. Robin Wegge

Ob an Hochschule oder Forschungseinrichtung: Forschung und Entwicklung sind Robin sehr vertraut. Nach dem Maschinenbaustudium in Bochum promoviert er über Thermodynamik und ist später als Ingenieur an die Physikalischen Technischen Bundesanstalt in Braunschweig im Bereich Anlagen-Engineering für Grundlagenforschung tätig. Zurück im Ruhrgebiet befasst er sich mit Projektentwicklung im Bereich Circular Economy, bevor er 2021 ins ruhrvalley kommt.